Mit dem Vorhaben im Sinn die naturgegebene Neugierde der Eschweiler*innen zu nutzen, um mit ihr die Inklusionsprozesse vor Ort zu unterstützen, wurde für den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai ein Inklusionstag in Eschweiler organisiert. Mit den Fördermitteln der Aktion Mensch konnte der Aktionstag am 29. April zügig umgesetzt werden.
Veranstalter des Aktionstages waren die Naturfreunde Eschweiler und die Demokratiefreund*innen inklusiv, ein Projekt der Naturfreunde NRW. Kooperationspartner*innen und Aussteller*innen waren neben den regional ansässigen Einrichtungen und Initiativen This is us, KoKoBe, Blinden- und Sehbehindertenverein Region Aachen und VHS die Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben NRW mit Vertreter*innen des KSL für Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen und des KSL für den Regierungsbezirk Köln.
Das diesjährige Motto der Aktion Mensch zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen ist: „Zukunft barrierefrei gestalten“. Ein Aspekt einer barrierefreien Zukunft ist selbstverständlich die Barrierefreiheit, um eine gerechte und gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe überhaupt zu ermöglichen. Barrierefreiheit ist ein wesentlicher Bestandteil von Inklusion. Inklusion steht dabei begrifflich für ein großes Sammelbecken an wichtigen Aspekten der gesellschaftlichen Teilhabe.
Gesellschaftliche Teilhabe, Barrierefreiheit, Inklusion sind Begrifflichkeiten und Hüllen für eine Vielfalt und Vielzahl inhaltlicher Fülle. Dabei bleibt die „Fülle“ für viele Menschen oft ein großes Fragezeichen und das „Was“ und „Wie“ verbleibt eine unüberwindbare Hürde. Dem sollte mit dem Inklusionstag in Eschweiler entgegengewirkt werden. Inklusion soll begreifbarer werden.
Ein Teil des theoretischen Begreifens und des praktischen Erlebens von Inklusion wurde über die Vermittlung von Informationen an den Infoständen in der Fußgängerzone erreicht. Dabei sollte verdeutlicht werden, dass Inklusion nicht nur ein Thema für Menschen mit einer sichtbaren Beeinträchtigung ist. Personen mit einer unsichtbaren Behinderung werden oft nicht mitgedacht.
Nicht alle Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung zum Beispiel können perfekt Lippen lesen. Davon abgesehen, dass ein permanenter Blick auf die Lippen anderer Personen nicht möglich ist und dazu auch noch furchtbar anstrengend und fehlerbehaftet, kann diese Barriere teilweise über die Inanspruchnahme von Dolmetscher*innen abgemildert werden. Die Lautsprache wird beispielsweise von Gebärdensprachdolmetscher*innen in Gebärden übersetzt oder Schriftdolmetscher*innen verwandeln das gesprochene Wort in einen Text um, der fortlaufend mitgelesen wird. Dies sind nur zwei kleine Beispiele dafür, wie ein Mehr an Teilhabe erreicht werden kann. Kein Teufelswerk ist auch die mobile Induktionsschleife, die Heinz Hepp von Höraktiv am Infostand der Naturfreunde bereitstellte. Diese steuert über einen einstellbaren Kanal direkt die Sequenz des Hörgerätes an.
Theoretisches Begreifen und praktisches Erleben von Inklusion sind nicht notwendig zwei unterschiedliche Dinge. Am Infostand der KSL NRW und des Blinden- und Sehbehindertenvereins Region Aachen wurden Sensibilisierungsangebote zum Themenbereich Behinderung gemacht und die Passanten und Passantinnen konnten sich theoretische und praktische Tipps sowie persönliche Erfahrungen dazu abholen. Über die KSL Schriftenreihe KSL Konkret erschien vor Kurzem der Wegweiser Barrierefreiheit. Diese sowie andere Schriftstücke der KSL Schriftenreihe lagen zur kostenfreien Mitnahme bereit. Ein praktisches Angebot an Erleben wurde über Sensibilisierungsaktionen bereitgehalten.
Über den Inklusionstag hinaus wird noch an einer Ausstellung über Inklusion und den Inklusionstag gearbeitet. Diese soll im Rathaus oder an der Bürgerinformation zu sehen sein. Mit dem Inklusionstag und der geplanten Ausstellung setzen die Eschweiler Naturfreunde ein Zechen für Barrierefreiheit und Inklusion.
Hier gelangen Sie zu den Zeitungsberichten über das Pressefrühstück im Vorfeld des Inklusionstages.