Das Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe der Kliniken der Stadt Köln gGmbH war mit zwei Ausbildungskursen im Oktober und November 2025 für einen bewusstseinsbildenden Workshop bei uns zu Gast.
Die Versorgung von Menschen mit Behinderungen hat mit der generalistischen Pflegeausbildung mehr Gewicht im Ausbildungscurriculum erhalten. Ausgangslage ist die teilweise prekäre Versorgung von Menschen mit Behinderungen in unserem Gesundheitssystem. Barrieren physischer Natur, Barrieren in der Kommunikation und in der Haltung führen häufig zu einer Unterversorgung oder Vermeidung von zum Beispiel notwendigen Krankenhausaufenthalten und zu weiteren Diskriminierungen. Pflegepersonen sind in der Versorgung von Menschen mit Behinderungen Schlüsselpersonen und oftmals deren erste Ansprechpartner*innen.
Viel wurde in den durchgeführten Workshops von eigenen Erfahrungen aus der bisherigen Ausbildung gesprochen. Dabei wurden die Workshops als gute Ergänzung zum Lehrplan wahrgenommen. Die Durchführung in unseren Räumlichkeiten hat gezeigt, dass die Pflegeschüler*innen von der in Augenscheinnahme einer nahezu barrierefreien Ausgestaltung bei uns profitieren. Theoretisches Wissen rund um Barrierefreiheit und die Negativeffekte, wenn Barrieren vorhanden sind, konnten praxisnah und weiterführend mit den möglichen diskriminierenden Auswirkungen aufgezeigt und in der Runde diskutiert werden. Über verschiedene Beispiele aus der Praxis konnte der Begriff des Ableismus mit einbezogen werden.
Die Sensibilisierung hat Spaß gemacht! Die Pflegeschüler*innen fanden die Workshops so bereichernd, dass sie anderen davon berichtet und diese ihr Interesse daran beim Lehrpersonal kundgetan haben. Anfang Januar kommt ein Kurs Pflegefachassistent*innen zu uns.
Zur Unterstützung der Lehre und aller Mitarbeitenden in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, insbesondere aber des Pflegepersonals, wurde von den KSL.NRW das Praxishandbuch KSL Konkret #4 "Vielfalt Pflegen" erarbeitet und an die Pflegeschulen in NRW versandt. Das Praxishandbuch wird den Schulen in ganzen Klassensätzen kostenlos zur Verfügung gestellt. Es kann zudem als Nachschlagewerk genutzt werden und hat in Bibliotheken seinen Platz gefunden. Inzwischen liegt eine überarbeitete Version, die KSL Konkret #4.1 "Inklusive Gesundheit", vor, in der der Fokus eher auf Mitarbeitende in Gesundheitsberufen in ambulanten Settings gerichtet ist, während der Blickpunkt in der Version #4 eher auf Versorgungssituationen im stationären Bereich ausgelegt ist.
Begleitend zum Versand des Praxishandbuchs wurden Angebote zu Workshops unterbreitet. Diese Workshops werden derzeit vor allem von den Kliniken der Stadt Köln in Anspruch genommen. Wesentlich sind darin die Einheiten zu Selbsterfahrung und Selbstreflexion, die sich im Laufe des Workshops an verschiedenen Stellen wiederfinden. Mit Blick auf die UN-BRK und Art. 3 GG wird außerdem konkret erarbeitet, was Teilhabe und Selbstbestimmung in Pflege- oder Krankenhaussituationen bedeutet. Neben der Teilhabe am öffentlichen Leben in der Gemeinschaft, dem Leben in verschiedenen alltäglichen Rollen und als Expert*innen für das eigene Leben stellen solche Pflege- oder Krankenhaussituationen für Menschen mit Behinderungen und deren Umwelt noch einmal besondere Herausforderungen an eine von Selbst- und Mitbestimmung geprägte gewünschte Struktur. Dazu gehören ganz banale Dinge wie die Kontrolle über das eigene Leben zu haben, seine Angelegenheiten selbst regeln zu können oder auch echte Wahlmöglichkeiten zu haben. Denn diese eigentlich banalen Dinge werden in Pflege- oder Krankenhaussituationen gern schon mal "vergessen". Aber gerade in solchen von Abhängigkeit geprägten Settings ist das "Nichts über uns ohne uns!“ ein zentraler Punkt, um Abhängigkeiten zu minimieren. Wie das umgesetzt werden kann, wurde aus mehreren Perspektiven diskutiert.
