
Fußballfans in der Allianz-Arena München können dort eine "Toilette für alle" nutzen. Was darunter zu verstehen ist?
Barrierefreie Toiletten sind vielen mittlerweile ein Begriff- ausreichend Raum und ein unterfahrbarer Waschtisch, Haltegriffe neben dem WC, gut erreichbare Bedienelemente für Wasser und Licht, sowie eine Notrufmöglichkeit zählen zu den Ausstattungsmerkmalen. Außerdem im Idealfall eine Schließanlage mit Euroschlüssel, damit Menschen mit Behinderung im Bedarfsfall eine brauchbare Toilette vorfinden (siehe Standpunkt zum Thema Euroschlüssel auf unserer Website).
„Toiletten für alle“ gehen mit ihrer Ausstattung noch einen konsequenten Schritt weiter: sie beinhalten zusätzlich noch eine höhenverstellbare Pflegeliege und einen Personenlifter, damit pflegende Angehörige oder Assistenzkräfte ältere Kinder/Jugendliche oder Erwachsene mit Behinderung auch unterwegs ordentlich versorgen können.
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Leider sind solche Toiletten für alle bei uns in NRW echte Mangelware. So sind Menschen, die unterwegs eine Versorgung mit Inkontinenzeinlagen benötigen, oft unwürdigen Umständen ausgesetzt: Die Pflege wird mangels Alternativen mitunter auf dem Boden von öffentlichen Toiletten durchgeführt. Weder hygienisch noch wünschenswert. Und für die pflegenden Assistenzkräfte oder Angehörigen bedeutet dieser Umstand, dass sie die zu pflegenden Menschen ohne Hebehilfe aus dem Rollstuhl und wieder hinein befördern müssen.
Vermutlich gibt es nicht wenige Menschen mit schweren Behinderungen und pflegende Angehörige/Assistenzkräfte, die aus diesem Grund ihre Zeit unterwegs möglichst kurz halten. Die gesellschaftliche Teilhabe wird damit stark eingeschränkt. Da es aber heutzutage auch selbstverständlich ist, dass in öffentlichen Toiletten eine Wickelmöglichkeit für Säuglinge und Kleinkinder angeboten wird, muss im Bereich älterer Kinder, Jugendlicher und Erwachsenen hier dringend weitergedacht werden.
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Erfreulicherweise gibt es im Raum München/Süddeutschland bereits deutlich mehr „Toiletten für alle“. Hier ist die Stiftung „Leben pur“ angesiedelt, die mit Engagement das Thema in die Stadtgesellschaft eingebracht hat. In Niedersachsen, im Raum Hannover und auch in Baden-Württemberg haben sich Vereine, die mit der Stiftung Leben pur kooperieren desselben Themas angenommen und ebenfalls für eine bessere Ausstattung einiger Toiletten gesorgt.

Wenn eine Toilette bereits barrierefrei ist und es genügend Raum für eine weitere Ausstattung mit Stand- oder Deckenlifter, Pflegeliege und einem luftdichten Abfallbehälter gibt, erscheint dieses „Upgrade“ auch durchaus finanzierbar. Zeitweise hat die Aktion Mensch die in der Basisausstattung (laut Stiftung Leben pur) etwa 12.000 Euro teure Aufrüstung mit 5000 Euro unterstützt. Für eine Förderung kommen besonders „stille Örtchen“ infrage, die für Familien attraktiv sind und an denen sich Menschen gerne (oder notgedrungen) längere Zeit aufhalten: Freizeitparks, Stadien, Gastronomie, Theater, Kinos, Museen, Verkehrsknotenpunkte oder auch zentral gelegene Rathäuser. Kurzum: alle Orte, an denen gesellschaftliche Teilhabe selbstverständlich sein sollte.
https://www.toiletten-fuer-alle.de/
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