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Neue Beratungsstellen für inklusive Wohnprojekte starten mit einem Online-Event am 4. November

05.10.2020

Mit einem digitalen Event feiert WOHN:SINN – Bündnis für inklusives Wohnen e.V. den Auftakt für sein fünfjähriges Projekt, das die Wohnsituation von Menschen mit Behinderungen in Deutschland nachhaltig verändern soll. Als Teil des Projekts begleiten vier Beratungsstellen in Bremen, Dresden, Köln und München ab sofort Privatgruppen sowie Organisationen der Behindertenhilfe und Wohnwirtschaft bei der Planung und Umsetzung von Wohnformen, in denen behinderte Menschen selbstbestimmt mit anderen Menschen zusammenleben. Alle Berater*innen haben in den letzten Jahren selbst inklusiver Wohnprojekte mitgegründet, die überregional für Aufsehen sorgten. Zum inklusiven Wohnen kamen die neuen Berater*innen von WOHN:SINN auf ganz unterschiedlichen Wegen. Für Lars Gerhardt, der ab sofort in Bremen die Regionalstelle Nord vertritt, führte der Weg über die Liebe. Die Tochter seiner Lebensgefährtin hat das Downsyndrom. „Ihr Wunsch, ein selbstbestimmtes Leben wie alle anderen zu führen, bedeutete für mich, neue Wege erkunden zu müssen.“, sagt Gerhardt heute. Für Kathrin Hettich aus der Beratungsstelle in München war die frustrierende Arbeit in institutionellen Einrichtungen die größte Motivation. Früher musste sie Menschen mit Behinderungen vor allem Grenzen setzen, jetzt kann sie ihnen Brücken bauen. Gemeinsam haben die Berater*innen, dass sie wissen, wovon sie reden. Jede*r von ihnen hat in den letzten Jahren selbst ein inklusives Wohnprojekt verwirklicht. „Es ist toll zu sehen, wie aus Unbekannten eine Projektgruppe entsteht – und aus einer Idee eine inklusive Wohngemeinschaft.“, berichten Henrike Großmann und Christian Stoebe aus der Dresdner Beratungsstelle. Dass dafür eine professionelle Begleitung wichtig ist, weiß Christiane Strohecker. Sie hat in den letzten Jahren bereits zahlreiche Privatgruppen und Träger der Behindertenhilfe freiberuflich begleitet. Jetzt freut sie sich darauf, bei WOHN:SINN inklusiven Wohnprojekten in Westdeutschland als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stehen. „Unser Ziel ist, dass auch Menschen mit Behinderung so leben können, wie sie es sich wünschen, denn Wohnen ist ein Menschenrecht“, so Tobias Polsfuß, Geschäftsführer von WOHN:SINN und Leiter des Projekts, in dessen Rahmen die Beratungsstellen in Bremen, Dresden, Köln und München an den Start gehen. Die Expert*innen bringen hier die kommenden Jahre mit Vorträgen, Schulungen, Vernetzung und Begleitung inklusives Wohnen in ihren Regionen voran. „In fünf Jahren sollen alle Organisationen, die Wohnraum für Menschen mit Behinderungen planen und alle Betroffenen, die selbst etwas auf die Beine stellen möchten, über ein inklusives Haus oder eine inklusive Wohngemeinschaft nachdenken – und sich im besten Fall dafür entscheiden“, erklärt Polsfuß. Er selbst wohnt seit sieben Jahren in einer WG zusammen mit behinderten und nicht-behinderten Mitbewohner*innen.

Der Startschuss erfolgt auf einem Online-Event am 4. November 2020. Interessierte können hier das Projekt und die Beratungsstellen bequem von Zuhause aus kennenlernen. Zudem bieten die Expert*innen von WOHN:SINN spannende Workshops an. Wer sich darüber informieren möchte, wie Unterstützungssettings für Menschen mit Behinderungen professionell und inklusiv gestaltet werden können oder wie man Gleichgesinnte für die eigene Projektidee findet, sollte sich bis spätestens 25. Oktober unter www.wohnsinn.org/auftakt einen der kostenfreien Plätze sichern. Bisher führen diese innovativen Wohnformen in Deutschland noch ein Nischendasein. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: In inklusiven Wohnformen leben Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf auf Augenhöhe und gemeinschaftlich zusammen. „Hier kann ich selbst entscheiden, was ich unternehme oder wann ich ins Bett gehe“, erklärt Pierre Zinke, langjähriger Bewohner einer inklusiven WG in Dresden und zweiter Vorsitzender von WOHN:SINN. Vielfach sind es Studierende, die nach dem Prinzip „Wohnen für Hilfe“ in inklusiven WGs leben und stundenweise ihren behinderten Mitbewohner*innen im Alltag und Haushalt helfen. So entsteht eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Pädagogische Fachkräfte und Pflegekräfte unterstützen die Bewohner*innen entsprechend ihrem individuellen Bedarf, sodass heute auch Menschen mit komplexem Pflegebedarf inklusiv leben können. Damit die Beratung der Regionalstellen neben den reichhaltigen Erfahrungen aus der Praxis auch auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt, erforscht WOHN:SINN gemeinsam mit der Medical School Berlin die Gelingensfaktoren erfolgreicher inklusiver Wohnprojekte. Die Ergebnisse werden in einem Leitfaden, Erklärvideos und Arbeitsmaterialien auf der Onlineplattform von WOHN:SINN aufbereitet. So soll es für alle – ob Fachkräfte, Behörden oder Betroffene – sehr viel einfacher werden, eine inklusive Wohnform zu planen und umzusetzen. Die Evangelische Hochschule Ludwigsburg evaluiert, ob durch das Projekt die Wohnsituation behinderter Menschen nachhaltig verbessert wird. Finanziert wird das Projekt durch die Aktion Mensch Stiftung, BusinessAngel Joachim Schoss und weitere Förderer.

Zu WOHN:SINN – Bündnis für inklusives Wohnen e.V.: WOHN:SINN ist ein Zusammenschluss von inklusiven Wohnprojekten, Forschungsinstitutionen, Anbietern der Behindertenhilfe, Stiftungen, Unternehmen der Wohnwirtschaft, Interessenverbänden, Inklusionsaktivist*innen und vielen anderen Engagierte im deutschsprachigen Raum. Der Verein wurde 2018 aufbauend auf dem bundesweiten Netzwerk gegründet, das sich über die Onlineplattform WOHN:SINN (www.wohnsinn.org) gefunden hatte. Die Arbeit von WOHN:SINN wird finanziell unterstützt von der Aktion Mensch Stiftung, Scout24-Gründer und Business-Angel Joachim Schoss, der GWM Wohnungsgesellschaft, der Kämpgen-Stiftung, der Dr.-FranzStüsser-Stiftung, der Stiftung Trias und den Fördermitgliedern des Vereins.

Genauere Informationen zum Auftakt.