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Heinrich Miltrup

Heinrich Miltrup (1.10.1912 – 1940)

Heinrich Miltrup ist Sohn eines Dekorateurs und Polsterer. Er lebte in der Lothringer Straße 16, Neustadt-Süd, wo auch der Stolperstein verlegt wird. Der Bruder macht Abitur, studiert Jura; eine Tante ist Oberin im Kloster. Heinrich Mitrup besucht die Volksschule; zieht sich in der Schulzeit einen schweren Knochenbruch zu, wiederholt ein Schuljahr. Er wird Gärtner.

Ihm werden im Frühjahr 1933 Fahrräder gestohlen, daher beschließt er ein Fahrrad zurück zu klauen; er wird sofort verhaftet und einen Tag auf einer Polizeiwache festgehalten. Im Verfahren wird er begutachtet und zum „gemeingefährlichen Geisteskranken erklärt, der dringend der geschlossenen Anstalt bedarf“.²

Heinrich Miltrup kommt in die Uni-Klinik Lindenburg; am 19. Juli 1933 in die Heil- und Pflegeanstalt nach Bonn. Im psychiatrischen Gutachten heißt es: „Debil, primitiv, stumpf,… aber zu kurzschlussartigen Handlungen neigend…“² Es folgen weitere Intelligenztests, am 29. Juli 1934 wird er nach Bedburg Hau verlegt. In seiner Abschlussakte heißt es: "Findet die Sache teilweise lächerlich, folgt ihr ohne besonderes Interesse“.² Heinrich Miltrup zeigt weiter unangepasstes Verhalten, flieht; dieses wird ihm zum Verhängnis. Am 29. August 1933 erfolgt der Beschluss zur Zwangssterilisation des Erbgesundheitsgerichtes Cleve wegen angeborenen Schwachsinns.

Am 27. September 1935 wird er in der Pflegeanstalt Bedburg-Hau zwangssterilisiert. Von 1936 bis 1937 flieht er mehrmals; wird immer zurück gebracht. Nach seinem letzten Fluchtversuch am 4. Oktober 1938 wird ihm „Bettruhe“ verordnet. Zwei Monate später steht in seiner Akte: “Durfte heute zum ersten Mal aufstehen. Lacht inhaltslos, sobald man ihn anspricht. Distanzloses, schwachsinniges Gebaren.“³ Er zeigt weiterhin aufsässiges Verhalten (z.B. Arbeitsverweigerung, verlangt zur Station M4 zurück verlegt zu werden). Als Verbrecher und aufgrund seiner Widerspenstigkeit gerät er ins Visier der Euthanasiezentrale. Der letzte Eintrag in seiner Krankenakte erfolgt im Februar 1940. Danach verliert sich seine Spur. Vermutlich wurde Heinz Miltrup mit weiteren 323 Männern und 12 Frauen aus Bedburg-Hau in der Tötungsanstalt Brandenburg vergast und verbrannt.

Am 20. Juli 1940 ist Heinz Miltrup auf dem Kölner Südfriedhof beerdigt worden. 1964 wurde seine Urne auf die Ehrengräber des Westfriedhofes überführt.

 
Alle Zitate aus: Gabi Schmidt und Heike Zbick (2005): „…zu keiner Arbeit zu brauchen. Verlegt in eine andere Anstalt“. ‚Euthanasie‘ in Köln am Beispiel der Ehrengräber des Kölner Westfriedhofs.

¹ S. 19
² S. 6
³ S. 7

Nahaufnahme des Stolpersteins von Heinrich Miltrup. Er liegt auf einer Wiese.
Stolperstein für Heinrich Miltrup