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Arnold Auen (7.6.1894 – Mai 1941)

Arnold Auen lebte in der Kupfergasse 27-29, heute 4. Zunächst besuchte er die Volksschule und später die Rechtsschule. Er machte eine Ausbildung in der Messerputzmaschinenreparatur und arbeitete kurze Zeit in diesem Beruf. Seine Eltern starben 1930 beide innerhalb von sechs Wochen, da war Arnold Auen 36 Jahre alt. So zog Arnold Auen zu seinen Großeltern in die Kupfergasse 4.

Nachdem Arnold Auen einen Sportunfall in der Schule erlitten hatte, bekam er seit der Pubertät epileptische Anfälle, die damals noch Fallsucht hieß. Er hatte außerhalb der Familie wenige soziale Kontakte. Er war sehr hilfsbereit. Immer wenn er erfuhr, dass jemand etwas repariert bekommen musste, war er da. „…wenn sie den angesprochen haben, haben gesagt, da fehlt ein Nagel oder eine Schraube, da stand der direkt in der Türe….“* so erzählte seine Nichte Christel Auen im Interview. Er war beliebt, kegelte z.B. mit seiner Familie. Er hörte früh auf zu arbeiten, übernahm aber weiterhin kleine Handwerksaufgaben. Arnold Auen lebte von Unterstützung der Wohlfahrt. Seine Anfälle wurden häufiger, als die Großmutter zur Familie zog. Dies war der Großmutter unheimlich. Da er sich bei den Stürzen verletzte, kam er immer häufiger in Krankenhäuser und in Heil- und Pflegeanstalten – auch nach Galkhausen (heute LVR Klinik Langenfeld), wo ihn seine Familie einige Male besuchte. Christel Auen äußert in einem Interview: „Im Bürgerhospital ist er gewesen, auf der Lindenburg war er, Vincentkrankenhaus auf der Eintrachtstrasse, die gibt es alle nicht mehr…“. Bei den Besuchen sagte er seinem Onkel: „…Hol mich hier raus. Die behandeln mich wie einen Bekloppten. Da kriegt man morgens einen Klaps hintendrauf und dann heißt es: Komm aufstehen...“

Arnold Auen sollte aufgrund seiner Behinderung zwangssterilisiert werden. Das Erbgesundheitsgericht lehnte dies jedoch ab, da er ohnehin weder körperlich noch geistig in der Lage sei, Kinder zu zeugen. Erst bei einem Besuch in Galkhausen erfuhr die Familie, dass Arnold Auen nach Thüringen verlegt worden ist und gar nicht mehr da war. Sie hatten keine Nachricht erhalten. Aber schon eine Woche später erhielten sie die Todesnachricht, in der ein Gallenleiden diagnostiziert war. Da er damit aber nie Beschwerden hatte, zweifelte die Familie dies an. Die Familie lehnte die Übernahme der Urne nach langen Überlegungen und aus Geldmangel ab, da man gar nicht wisse, „was drin [sei]“.

Der Bruder von Arnold Auen starb 1969. Zwei Jahre später erfuhr die Nichte von Arnold Auen vom NS-Dokumentationszentrum (EL-DE Haus), dass ihr Onkel seit zwei Jahren auf dem Kölner Ehrenfriedhof (auf dem Westfriedhof), der an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft erinnert, beigesetzt wurde.

*Alle Zitate aus einem Zeitzeugen-Interview von Gabi Schmitt und Heike Zbick, Quelle: EL-DE-Haus, Köln

 

Nahaufnahme des Stolpersteins von Arnold Auen auf den Bürgersteig.
Stolperstein für Arnold Auen, Kupfergasse 4, Köln; © E. Romberg-Hoffmann

Ein altes Foto aus den 20er-Jahren. Es zeigt das Geschäft von Jacob Auen. Eine Frau und ein Kind stehen im Eingang und schauen in die Kamera. Zwei weitere Kinder stehen vor dem Schaufenster des Geschäfts.
Geschäft von Jacob Auen (Vater von Arnold) aus den 20er-Jahren mit Arnolds Mutter Christine mit Nachbarskindern. © ELDE-Haus Köln